Prof. Dr. Uwe Ilg

16. Dezember 2021, 17 Uhr

Digitale Kinder-Uni Vorlesung online im Live-Stream

Unser Gehirn gibt viele Rätsel auf…

Wer wüsste nicht gerne mehr über das eigene Gehirn? Wie es arbeitet oder nicht arbeitet, warum der Gedanke an ein Schokoladeneis einen nicht loslässt, aber die Hausaufgaben sehr schnell wieder vergessen sind. Warum gehorcht der Körper dem Gehirn oder vielleicht ist es gerade umgekehrt? Und was macht das Gehirn, wenn der Mensch schläft? Schläft es dann auch? Das Gehirn gibt viele Rätsel auf, und es ist ein spannendes und unerschöpfliches Forschungsfeld.

Prof. Uwe Ilg beschäftigt sich schon sein ganzes Forscherleben lang damit und könnte sich noch viele Forscherleben länger damit beschäftigen, ohne alle Rätsel gelöst zu haben. Sicher werden in den nächsten Jahren noch viele kluge Köpfe viele aufregende Dinge über das menschliche Gehirn herausbekommen. Denn an der Erforschung des Gehirns, das unter anderem aus Unmengen von Neuronen (Nervenzellen) besteht, arbeiten heute überall auf der Welt eine Vielzahl von Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Uwe Ilg hat zunächst ein Fach studiert, das gar nicht so sehr an Hirnforschung denken lässt. Sein Fach ist die Biologie. Er hätte fast auch Physik studiert. Diese beiden Fächer mochte er in der Schule ganz besonders. Und dazu kam noch Sport. Uwe Ilg war ein As im Schwimmen und so brachte er es im Abi auf 15 Punkte in Sport. In Physik und Bio war er auch sehr gut, die anderen Unterrichtsfächer interessierten ihn nur mäßig. Er hatte das Glück, so sagt der Hirnforscher, dass man zu seiner Abizeit erstmals viele Fächer abwählen konnte, und so konnte er sich die letzten Schuljahre ganz nach seinem Geschmack und seinen Fähigkeiten zusammenbauen. Sein Interesse an Biologie hatte übrigens sein Onkel geweckt. Der war Ornithologe, also Vogelkundler, und mit ihm ging Uwe Ilg in seiner Kindheit oft in den Wald.

Doch im Biologiestudium waren es dann nicht die Tiere, denen sein Forschungsinteresse galt. Von Anfang an war es das Gehirn und später dann die spezielle Verbindung zwischen Auge und Gehirn. Es ist nämlich nicht so, dass alle immer das Gleiche sehen. Das Gehirn kann die Augen überlisten und ihnen etwas vormachen. Diese Vorgänge sind reichlich kompliziert – beim Aufklären der Täuschungsmanöver helfen Rechner.

Die Computerwissenschaft war in den Achtzigerjahren noch sehr am Anfang. Heute denkt man, die Informatik – so heißt das Fach, das sich mit der Verarbeitung von Informationen oder Daten beschäftigt – hätte es schon immer gegeben. In den Achtzigerjahren war es noch wenig verbreitet, eher mal ein Spezialgebiet der Mathematik. Heute kann man sogar ein Fach studieren, das Bioinformatik heißt. Es ist sehr nützlich für die Medizin und auch die Biologie, um wahnsinnsschnell große Mengen an Informationen zu verarbeiten.

Uwe Ilg, der zunächst in seiner Heimatstadt Ulm studierte und hier von seinem Professor als Talent erkannt wurde, machte nach Ende des Studiums einen großen Sprung nach Washington. Dort arbeitete er in einem Forschungsinstitut an seiner Doktorarbeit. Fast wäre er auch in den USA geblieben, doch seine Frau wollte lieber in Tübingen leben. Seit 1992 arbeitet Uwe Ilg also in Tübingen, wo er auch Professor wurde. Aber er forscht hier nicht nur, sondern – und das ist etwas ganz Besonderes, das leistet sich sonst kaum eine andere Universität – er vermittelt seine Wissenschaft auch Schülerinnen und Schülern. Im Schülerlabor.

Seit 2008 gibt es das in Tübingen, und Uwe Ilg ist sein Leiter. Jedes Jahr bekommen hier Kinder und Jugendliche aus Süddeutschland, aber auch aus der ganzen Welt Grundlagen der Neurowissenschaften vermittelt. Sie können hier – anders als in der Schule – selber forschen und konstruieren. Und erstaunliche Entdeckungen machen: Zum Beispiel sehen, dass Fische elektrische Ströme aussenden und sich damit orientieren.

Wichtiges Werkzeug im Schülerlabor sind die Computer. Computer, das weiß spätestens seit der Corona-Pandemie jedes Kind, sind ja nicht nur zum Spielen da, sie helfen noch viel mehr beim Lernen und sie helfen beim Forschen. Mit Computern kann man zum Beispiel Hirnströme messen. Wenn man entsprechende Stöpsel oder Elektroden auf dem Kopf eines Menschen platziert, dann kann man auf dem Bildschirm sehen, welche Teile des Gehirns gerade aktiv sind. Aber Gedanken kann man mit ihnen nicht lesen. Das wäre auch sehr unheimlich.

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