Prof. Dr. Rita Triebskorn

Vorlesung: 28.10.2021, 17 Uhr

Rita Triebskorn ist Ökotoxikologin. Sie erforscht, wie Arzneimittel oder Schädlingsbekämpfungsmittel auf Tiere wirken, und fand heraus, dass die Tiere dadurch richtig viel Stress bekommen. Deshalb  setzt sie sich dafür ein, dass solche Stoffe nicht in Bäche oder Flüsse gelangen. Besonders interessant findet sie Schnecken, die haben ihr schon als Kind gefallen. Leider sind Schnecken auch sehr gefräßig und gefährden die Ernte von Bauern. Deshalb hat sie gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern ein Schneckengift entwickelt, das Schnecken tötet, aber der Natur nicht schadet. Ein Interview.

Wann wurde Rita Triebskorn Schneckenforscherin?

Als Rita Triebskorn klein war, verbrachte sie viel Zeit bei den Großeltern und ihren beiden Großtanten. Die kannten sich mit der Natur gut aus und nahmen die kleine Rita viel mit nach draußen, in den Garten und den Wald. Dort konnte sie auf Bäume klettern, am Bach matschen, mit der Schaufel graben, Tomaten pflanzen, und Schnecken untersuchen. Das war genau ihr Ding.

Vor allem die Schnecken schloss sie schon als kleines Kind ins Herz: „Die fand ich faszinierend.“ Weil Rita Triebskorn jemand ist, die macht, was ihr gefällt, beschloss sie, Biologie zu studieren und wurde Schneckenforscherin. Das heißt: Eigentlich nennt sie sich Ökotoxikologin. Das ist ein kompliziertes Wort, in dem das griechische Wort für Umwelt (oikos) und Gift (toxikon) drin steckt.   Ökotoxikologen erforschen, wie Gift auf die Umwelt wirkt.

Kriegen Fische Medikamente?

Leider ja. Die Überreste von Arzneimitteln oder auch Schädlingsbekämpfungsmitteln landen oft in Flüssen, Seen oder Bächen. Es sind zwar keine große Mengen, sagt die Forscherin, aber es ist ein „richtiger Cocktail“, ganz viele verschiedene Substanzen, die sich im Wasser verteilen. Was passiert, wenn Fische oder andere Flussbewohner diesen Cocktail aufnehmen? „Sie kriegen Stress“, sagt Triebskorn, weshalb sie die Gifte auch „Stressoren“ nennt. Ein „Stressor“ wie etwa das bekannte  Schädlingsbekämpfungsmittel „Glyphosat“ kann die Bakterienkultur im Körper von Organismen verändern. Und, wenn sich das Gift anreichert, kann der Stressor Tiere und Menschen krank machen.

Muss man Schnecken töten?

Leider kann man auf Arzneimittel nicht verzichten und viele Bauern brauchen auch  Schädlingsbekämpfungsmittel, um ihre Ernte zu sichern. Für ihre Doktorarbeit hat sich Rita Triebskorn deshalb überlegt, ob es nicht Schädlingsbekämpfungsmittel gibt, die möglichst wenig Schaden in der Umwelt anrichtet. Zusammen mit anderen Forschern entwickelte sie ein neues Schneckengift. Es tötet die gefräßigen Schnecken, löst sich danach aber wieder auf, ohne die Natur zu belasten. Das Schneckenkorn kann man heute noch kaufen.

Warum Biologie perfekt für Kinder ist

Die Wissenschaftlerin forscht nicht nur, um Aufsätze zu schreiben, die hinterher ein paar Leute lesen. Sie will, dass die Welt besser wird. Und so hat sie sich gemeinsam mit anderen Forschern  dafür eingesetzt, dass Klärwerke eine vierte Reinigungsstufe bekommen Die Wissenschaftler hatten Erfolg: Die Europäische Union plant mittlerweile  die Einführung einer solchen zusätzlichen Wasserreinigung. Wissenschaftler können also wirklich etwas tun für die Umwelt. Rita Triebskorn ermutigt deshalb alle Kinder, sich früh für die Natur und die Umwelt zu interessieren. Sie selbst zog schon öfter mit Kindern los, um am Bach Fische, Würmer und Schnecken zu untersuchen. Wenn dabei jemand mal ins Wasser fällt: Egal. „Sowas ist nicht schlimm“, sagt Triebskorn. Sie findet bis heute, dass Biologie einfach riesig  Spaß macht. Für  Kinder ist es die perfekte Wissenschaft: Man kann am Bach matschen, mit Tieren spielen, zugucken, wie Pflanzen wachsen. Und sein Zimmer aufräumen muss man auch nicht.

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